Medizinische Infos
Der mütterliche Organismus reagiert bei einem Erstkontakt mit den fremden Antigen erst mit einer IgM-Bildung, die mit einer zeitlichen Verzögerung von einigen Wochen bis Monaten eintritt. Da IgM-Antikörper nicht plazentagängig sind, hat dieser Vorgang keine direkten Auswirkungen auf den Fetus, selbst wenn die IgM-Antikörper bereits vor der Geburt im mütterlichen Blut zirkulieren. Erst bei einem Zweitkontakt mit dem gleichen Antigen kommt es zu einer nachträglichen Immunantwort der Mutter, welche vor allem in einer IgG-Bildung besteht, die oft ohne größere Krankheitszeit auftritt. Dies kann auch z.B. bei mehrmaliger fetomaternaler Blutung während ein und derselben Schwangerschaft geschehen. Da die mütterlichen Immunglobuline der Klasse IgG den ersten Immunschutz des Neugeborenen, dessen eigenes Immunsystem noch nicht aussreichend entwickelt ist, darstellen, müssen mütterliche IgG-Antikörper plazentagängig sein. Im Falle der Kell-Inkompatibilität hat dieser Vorgang für den Fetus jedoch negative Auswirkungen. Da sich die Antikörper gegen Strukturen seiner Erythrozyten richten, wird eine intrauterine Zerstörung fetaler Erythrozyten herbeigeführt. Nach der Trennung vom mütterlichen Blutkreislauf können keine neuen Antikörper in den kindlichen Kreislauf gelangen. Dennoch zerstören die vorhandenen, weniger werdenden Antikörper für eine gewisse Zeit, in der Regel zwischen 3 - 6 Monaten, weiterhin die Erythrozyten (roten Blutkörperchen). Durch die im Kreislauf des Kindes weiterhin stattfindende Hämolyse kommt es bei den betroffenen Neugeborenen in den ersten Wochen zu einem teilweise raschen und starken Abfall des Hämoglobinwertes (HB; rote Blutkörperchen). Welcher dann nur mit einer Blutransfusion behandelt werden kann/muß.
Beginn der embryonalen Butbildung: 3. Woche nach Konzeption Übertritt von fetalem Hämaglobolin (HbF): ab der 4. Woche nach Konzeption Dabei wird die HbF-Menge, die eine Sensibilisierung auslösen kann auf 0,05 -0,1 ml Blut geschätzt. Auswirkungen maternaler Kell-Antikörper 1.) während der Schwangerschaft Im Fetus bewirken die Kell-Antikörper der Mutter einen vorzeitigen Abbau der Kell-positiven fetalen Erythrozyten mit den Folgen: > Blutarmut > Ödematisierung ( Hydrops fetalis et placentae) > Mangelentwicklung oder Tod des Feten > Erythroblastose 2.) nach der Geburt vermehrter Erythrozytenabbau beim Kind > Anämia neonatorum wegen der gleichzeitigen Leberunreife > Hyperbilirubinämie > Kernikterus
Fetale Erythrozyten lassen sich aufgrund ihres hohen Gehaltes am Hämoglobin F (HbF) leicht selektiv anfärben und so von erwachsenen Erythrozyten unterscheiden. Nach der Methode von Kleihauer et al. wird das Hämoglobin A (HbA) im Blutausstrich durch Säureelution aus den Erythrozyten herausgelöst und das in den fetalen Zellen verbleibene HbF angefärbt. Dabei kann eine fetale Blutzelle auf bis zu 100.000 erwachsenen Zellen erkannt werden. Die Auszählung von HbF- und HbA-Zellen erlaubt eine Aussage über die Konzentration der fetalen Zellen im mütterlichen Blut und über die Größenordnung der fetomaternalen Blutung in Millilitern, indem der in Promille ausgezählten Anteil an HbF-Zellen mit 5 multipliziert wird. Beim Nachweis von fetalen Erythrozyten muss beachtet werden, dass 1-2% der Erwachsenen dauernd HbF in kleinen Mengen mit HbA vermischt aufweisen. Dieses HbF ist aber nur sporadisch mit der Methode nach Kleihauer et al. zu erkennen. Das bedeutet: Je mehr Blut übertritt, desto größer ist die Gefahr der Sensibilisierung.
Mit dem Antiglobulintest nach Coombs erfolgt der Nachweis von Blutgruppenantikörper. Die an Erythrozyten gebundenen Antikörper von Feten oder Neugeborenen werden im direkten Coombs-Test, die freien Antikörper der Mutter nach Adsorption an Testerythrozyten im indirekten Coombs-Test durch Zugabe von Antihumanglobulin miteinander verbunden, sodass es zu einer Agglutination der Erythrozyten kommt.Nur Antikörper der IgG-Klasse und einer Reaktion bei 37°C haben eine klinische Relevanz. Auf der fetalen Seite sind nur solche Antikörper von pathogener Bedeutung, die sich an Erythrozyten gebunden im direkten Coombs-Test nachweisen lassen. weitere medizinische Informationen findet ihr auch unter Links > Literaturlinks. |